Und dann: beängstigend einfach und leise.“ Als ihr Sohn Emil tot aufgefunden wird, zerbricht die Welt der Kovacics. Doch die jüngsten Stuttgart-Episoden behandelten auf ästhetisch höchstem Niveau Aufregerthemen wie Stuttgart 21, unaufgearbeitete RAF-Geschichte sowie Pflegenotstand. Gerade, als das tastende Tempo, die elegische Musik anfangen zu nerven, weil alles gleich schlimm scheint, spürt man: Die Gleichform hat Methode.
Oktober 2019 in München und Umgebung gedreht.Der Titel der Tatortfolge ist eine Verszeile aus dem vierstrophigen Gedicht „Die Verantwortlichen dieses exzellent komponierten und inszenierten ‚Tatort‘ […] arbeiten mit perfide genauen Bildern und perfide genauen Dialogen: Oft meinen Blicke, Gesten und Sprechakte hier das Gegenteil von dem, was scheinbar mit ihnen ausgedrückt werden soll. In der Münchner Folge “Lass den Mond am Himmel stehn” gönnt er ihnen nicht einmal das Tageslicht – die … Nur an den im Saar-"Tatort" stets fragwürdigen Frauenbildern sollte unbedingt noch geschraubt werden. Eine Studie zum Schmerz entsteht da unter der Regie von Christopher Schier und mit der Kamera von Thomas W. Kiennast. Und der Sniper-Krimi (siehe Bild) bot zuletzt großes Thriller-Kino.Die neue Düsternis: Nachdem Devid Striesow als Kommissar Stellbrink eher glücklos versuchte, gute Laune im Saarland zu verbreiten, ist der Relaunch zum April 2020 im guten Sinne spaßbefreit geraten: Daniel Sträßer (l.) als Adam Schürk und Vladimir Burlakov als Leo Hölzer sind so geheimnisvolle wie grimmige Ermittler. Dieser Fall geht unter die Haut. Was für ein Missgeschick von der Freundin, die den Schmerz der anderen lindern wollte und ihn nun doch nur verstärkt hat.Wenn es denn ein Missgeschick war. Hier versuchen Perfektionisten, ihre Bilderbuchfamilientauglichkeit zu bewahren. Der diskrete Schmarrn der Bourgeoisie.“ Die Unsicherheit von David Kovacic, einem Chirurgen, dem im Umgang mit seiner Frau jedes Feingefühl fehlt. Er lauert David auf und wird handgreiflich. Man lebt in einer grünen Münchener Bungalow-Siedlung. Emils Handyspur endet an einem Parkplatz, der als Treffpunkt für anonymen Sex bekannt ist. Der diskrete Schmarrn der Bourgeoisie.Da ist zum Beispiel diese Szene, in der die mit den Opfereltern befreundete Kleinfamilie am Abendbrottisch sitzt und die gerade aus dem Tenniscamp zurückgekehrte Tochter umsorgt: Nur durch Zufall erfährt das Mädchen, dass während ihrer Abwesenheit der Sohn der Freunde ermordet wurde. Sie führen uns ganz nah ran an Gesten, an Gesichter und an Blicke und schaffen eine Atmosphäre, die auch dank der hervorragenden Darsteller immer beklemmender wird. Hannahs Vater findet ein Bild des Arztes bei den Sachen seiner Tochter und ist empört. Ihr erster Auftritt war stark und stimmig, der zweite ist noch in Arbeit. Juni 2020, um 20:15 Uhr im Ersten. Die Mischung aus Frust, Kälte und Midlife-Kummer, die den Ermittlern in dem Familienumfeld des toten Jungen entgegenschlägt, ist aber auch nicht ohne.Die Verantwortlichen dieses exzellent komponierten und inszenierten "Tatort" (Buch: Stefan Hafner und Thomas Weingartner, Regie: Christopher Schier) arbeiten mit perfide genauen Bildern und perfide genauen Dialogen: Oft meinen Blicke, Gesten und Sprechakte hier das Gegenteil von dem, was scheinbar mit ihnen ausgedrückt werden soll. Denn dieser um zwei Kleinfamilien aus der Münchner Vorstadt kreisende "Tatort" ist voll von subtiler Grausamkeit, angetäuschtem Beistand und automatenhaft ausgeführter Zärtlichkeit.Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) nehmen davon am Anfang wenig zur Kenntnis, denn der Fall des ermordeten Jungen hält sie ordentlich in Bewegung.